Februar 2022

Nach dieser äußerst erleuchtenden Zeitreise fast drei Monate in die Vergangenheit, müssen wir einen weiteren, wenn auch nur halb so großen Schritt zurück wagen – bis Anfang Februar.

Wir haben den ersten stärkeren Sturm des Jahres gut überstanden und umrunden gerade die Birk, um eventuelle Sturmschäden zu finden und sie, so gut es ohne größere Geräte geht, zu beseitigen. Auf einmal sehen wir eine Bewegung links im Waldstück neben uns: Die Wildpferde haben in der „Alte Plantage“ Schutz vor dem Wind gesucht! Das haben wir tatsächlich noch nie gesehen, denn normalerweise steht die Herde ausschließlich auf offenen Flächen um zu grasen und potentielle Feinde früh zu sehen. Nachdem wir das besondere Ereignis mit der Kamera festgehalten haben, setzen wir unsere Kontrollfahrt fort. Viel mehr gibt es jedoch nicht zu entdecken, kleine Teile der Wälder sehen zwar aus als hätten Riesen mit den Bäumen Mikado gespielt und vergessen hinter sich aufzuräumen, zum Glück sind davon aber beinahe keine Wege oder Gebäude betroffen. Ein paar Tage später, als wir die Wildpferde kontrollieren wollen, befinden sie sich nicht mehr im Waldstück, sondern wieder auf offener Fläche. Das dicht mit Binsen und Schilf bewachsene Stück Land auf dem sie gerade stehen, ist jedoch, durch den auf der Birk stark gestiegenen Wasserpegel, umgeben von kleinen Gräben, die für ein Pferd oder einen Gummistiefel tragenden Menschen nur eine kleine Hürde darstellen, womit natürlich leider alle gemeint sind außer ich. Also bleibe ich einsam und alleine zurück, sehe Finja und Delphine davon stapfen und beschließe nie wieder andere Schuhe als Gummistiefel anzuziehen.

 

Leider bestand unsere Arbeit im Februar zum aller größten Teil aus Schwimmleinen Vorbereiten. Das bedeutet wir haben tagelang tausende kleine rote Schwimmkörper auf insgesamt 3.500 Meter Leine aufgefädelt und in 50 cm Abständen festgeschraubt. Dass uns diese Arbeit, bei der wir durchgehend unsere Playlists auf maximaler Lautstärke hoch und runter laufen lassen konnten, irgendwann Spaß machen würde, hätten wir am Anfang niemals für möglich gehalten. Dass wir schlussendlich freiwillig 3.800 Meter anfertigen würden um nicht damit aufhören zu müssen, erst recht nicht und das muss ja auch niemand wissen…

 

In der zweiten Februarwoche war Finja in Paderborn zum Probearbeiten für eine Ausbildung zur Glasveredlerin. Ich gewähre euch nun einen kurzen Blick in die Zukunft: Sie wurde angenommen! Lange waren Delphine und ich jedoch nicht alleine denn aus Bayern kamen zur tatkräftigen Unterstützung drei FöJlerinnen angereist, die ihr Ökiglück bei uns absolvieren wollten. Die drei Mädels waren wirklich fleißig und wir haben uns super mit ihnen verstanden, so ging das Leinen-Fädeln bei dem schlechtem Wetter gleich noch viel schneller und als die Sonne sich auch endlich mal aus ihrem Versteck wagte, konnten sie uns sogar beim Knick abnehmen helfen. Eigentlich konnten sie uns beim Helfen helfen, die Hauptarbeit haben nämlich Thomas, Uwe und Stefan gemacht. Sie haben die Gefahrenbäume, also die Bäume die besonders groß, besonders marode oder besonders schräg sind, mit Traktor und Seilwinde gefällt, während Delphine und ich den kleineren und unproblematischeren Bäumen den Tod brachten. Schlussendlich mussten die unter- und übereinander liegenden Eschen noch zersägt und mit dem Traktoranhänger von der Fläche runter geschafft werden. Bei letzterem Schritt kamen dann auch endlich unsere bayrischen drei Musketiere zum Einsatz, als wir die Holzstämme zusammen verladen haben, ging das so schnell, dass es beinahe so wirkte, als wäre das Holz von alleine in den Anhänger geflogen…. Und es waren wirklich viele Bäume. Wir haben uns so gut mit den drei FöJlerinnen verstanden, dass sie uns  eingeladen haben, sie doch auch mal in Bayern zu besuchen und dort unser Ökiglück zu absolvieren. Wir haben es wirklich in Betracht gezogen, aber eigentlich wollen wir doch lieber bei unserer eigenen Stelle hier oben bleiben, so unglaublich viel Zeit haben wir nun auch nicht mehr.

 

Beinahe mussten sie selbst aber noch eine weitere Woche bei uns bleiben, da durch die nächsten zwei Orkane alle Fernstrecken gesperrt wurden, was ihre Rückreise somit etwas erschwerte. Aus dem gleichen Grund konnte Finja auch nicht wie geplant am Samstag, sondern erst am Mittwoch der darauffolgenden Woche zu uns stoßen. Das war gerade noch rechtzeitig, denn am Donnerstag erwarteten uns gleich zwei lustige Dinge. Zum einen fand die Verabschiedung einer befreundeten BFDlerin statt, zu deren Anlass Delphine und ich zwei originelle Maulwurfkuchen gebacken hatten, zum Anderen bekamen wir Besuch von Ole, einem FöJler der Stiftung Naturschutz. Auf der Autofahrt zum Naturschutzgebiet in dem die Verabschiedung stattfand und in dem wir auch noch Kleinigkeiten zu erledigen hatten, musste der Kuchen also mit dem Leben vor den gefährlichen Kurven beschützt werden, wurde dann jedoch mehr als alles andere von Lachanfällen gefährdet. Vollgestopft mit tonnenweise Gebäck haben wir vier FöJler noch einen gemeinsamen Filmabend hinter uns gebracht, woraufhin wir theoretisch alle schlafen gegangen sind. Alle außer Ole der, wie wir am nächsten Morgen herausfinden durften, mehr mit einem Fließbandroboter gemeinsam hat, als mit einem Menschen. Aus irgendeinem Grund fand er es wohl wichtiger mitten in der Nacht alleine Schwimmleinen weiter zu knüpfen und hat deshalb einfach auf seinen Schlaf verzichtet. Auch wenn wir etwas überrascht waren, traurig waren wir nicht drum, denn wir hatten sowieso nur noch wenige Tage um die Brutinseln zu mähen, bis die Brutsaison begann.

Dafür mussten wir die ca. 40 cm hohen aufgeschütteten Inseln, die in den Wasserflächen der Birk liegen, mit dem Freischneider nahezu kahl scheren und von allen Staudenwurzeln befreien.

Den ganzen Aufwand betreiben wir, damit bedrohte Vogelarten ihr Nest in die entstandenen Kuhlen bauen und ihr Gelege mit Weitblick verteidigen können. Tatsächlich hat es aber sehr viel Spaß gemacht und bewaffnet mit Freischneider, leider keinem Spritkanister, Forken und Ampferstecher, haben wir uns auf den Weg gemacht von Insel zu Insel zu paddeln und jeder eine neue Frisur zu verpassen… bis der Freischneider keine Benzin mehr hatte und Thomas und Uwe vorbeikommen mussten um uns dann doch noch einen Kanister zu bringen. Dabei waren wir soo stolz von der Vorbereitung übers Boot-Verladen und -Sichern bis zu der Arbeit an sich alles alleine geschafft zu haben :(

 

Zum guten Schluss durften wir uns dann noch von Touristen anhören, dass wir ihren Aufenthalt auf der Birk durch unsere laute Arbeit stören würden, nachdem sie uns 10 Minuten zugeschaut hatten, wie wir uns mit dem vollgeladenen Boot, das über die Wiese den Hügel hoch wieder bis zum Auto gezogen werden musste, abgemüht hatten. Durch dieses nette Treffen dann doch etwas amüsiert konnten wir, auch wenn wir nicht mit allen Brutinseln fertig geworden sind, unseren letzten Arbeitstag im Februar abschließen.