Dezember

 

 Wer war denn nun der „goldige“ Besuch aus letztem Monat? Ein Besuch, für den die Station und die Straße in hellem Glanze erstrahlten und kein Blatt auf den rot gepflasterten Wegen vor der Station zu sehen war. Seit dem 29. Juni 2022 ist Tobias Goldschmidt Minister des Landes Schleswig-Holstein für Energiewende, Klimaschutz und Natur und besuchte uns am 1. Dezember auf der Geltinger Birk, um mit Nils Kobarg, unserem Stationsleiter, über das Konzept des Nationalparks Ostsee zu sprechen. Dieses soll eventuell hier an der Geltinger Birk verwirklicht werden. Im Zuge des Besuches organisierten wir eine Kutschfahrt mit mehreren Stationen rund um die Birk, während derer Nils etwas zur Birk, ihrer Entwicklung und der Arbeit hier erzählte. Volker Lippert, bei dem der Oktober-Kettensägenkurs stattgefunden hatte, lieh uns zu diesem Anlass seine Kutsche, mit der er früher Pferdekutschfahrten über die Birk angeboten hatte. Bei uns lief das ganze etwas unkonventioneller ab und statt von zwei flotten Hühs wurde die Kutsche mit Traktorstärke angetrieben. Uwe zog sie mit dem Schlepper um die gesamte Birk und zu dritt ließen wir uns auf der vordersten Sitzbank gründlich von eiskaltem Wind durchföhnen. Kuschelig! Zu dritt deshalb, da dies immer noch die Woche war, in der Birte uns zum zweiten Mal besuchte. Neben den Basteleinheiten, die Paula im letzten Blogeintrag schon erwähnt hat, waren auch Spaziergänge im Stockdunkeln zum Begutachten der neuen „Goldeimer“ Komposttoiletten auf der Birk, zum Strand und Spiele- und Filmabende Programm. Birte füllte den Platz des fehlenden dritten FÖJlers und als es sie wieder nachhause rief, mussten wir uns auch mit einem weinenden Auge verabschieden. Einen Teil der Heimreise unternahmen Birte und ich jedoch noch gemeinsam, da ich mich zeitgleich auf den Weg zur zweiten Landesdeligiertenkonferenz (Treffen von Seminargruppensprechern) in Loopstedt machte. Der Abschied sollte jedoch keiner auf lange Zeit sein, denn später im Monat bei unserer Weihnachtsfeier im kleinen Stationskreise war Birte wieder mit von der Partie :)

Beim Gruppensprechertreffen ging es wie auf den Seminaren bunt und lustig einher und gemeinsam konnten wir viel planen. Einer der größten Punkte war der Landesaktionstag, der jedes Jahr vom jeweiligen FÖJ-Jahrgang geplant und durchgeführt wird. Es geht dabei immer um ein ausgewähltes Thema, zu dem Informationen und Aktivitäten angeboten werden, um die Öffentlichkeit in dieser Hinsicht zu sensibilisieren. Unser diesjähriger Aktionstag soll unter dem Überthema Artensterben stattfinden, wozu in vielerlei Hinsicht Denkanstöße gegeben werden können. Schließlich tragen viele verschiedene Aspekte unserer heutigen Lebensweise dazu bei. Der Landesaktionstag soll im Frühjahr stattfinden und geplant ist an Ständen zu diesem Thema zu informieren und den Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen dem Artensterben im Alltag entgegenzuwirken. Genaueres, wenn alles weiter durchgeplant ist!

Nun etwas ganz Anderes, nämlich das, was diesem Blogeintrag seinen Titel verschafft hat. Wie schon im November, haben wir auch in diesem Monat viel Zeit in der neuen Plantage verbracht und Bäume gefällt, gerückt und gesägt, dass die Späne nur so flogen. Nicht selten ist es passiert, dass Holzspäne die entlegensten Kleidungsschichten erreichten oder ich mein Handy aus der Tasche zog und das Display mit feuchten Holzspänen bedeckt war, die sich in diversen Büros verteilten. Die neue Plantage könnt ihr euch vorstellen wir einen schmalen Waldstreifen, der vom Rand der Birk in eine große freie Fläche des Naturschutzgebietes hineinragt. Die toten Bäume bieten eigentlich einen tollen Lebensraum für alles was in totem Holz so kreucht und fleucht und stehendes Totholz an sich ist recht selten. Wieso also die Bäume fällen? Neben den Bewohnern der toten Stämme profitieren auch Raubvögel von den hohen, schmalen Bäumen, die ihnen einen exzellenten Aussichtspunkt über die umliegende Freifläche ohne Deckung für ihre Beute gewähren. Dies ist besonders dann problematisch, wenn Brutsaison ist. Die Jäger können sich von ihrer Aussichtsplattform auf die Nester von Bodenbrütern stürzen und Küken oder unerfahrene Jungvögel greifen. Da die Birk als Brutplatz Anlaufpunkt für viele Vögel ist, soll dieses Risiko zugunsten eines hohen Bruterfolges möglichst minimiert werden. In diesem Falle gehen also Vögel vor. Die gefällten Bäume haben Üwi und Paula mit der Seilwinde des Traktors aus der Plantage in eine Reihe gezogen, sodass ein Hechsler, dessen Besuch noch aussteht, sie zu Hackschnitzel verarbeiten kann. Würden die Bäume liegen gelassen könnten die Galloways und Koniks die Bereiche zwischen den Ästen nur erschwert abweiden, sodass die Bäume langsam einwachsen und der Bereich verbuschen würde, was womöglich das Wachstum neuer Bäume zur Folge hätte. Außerdem bieten die Baumkronen auch im Liegen immer noch Aussichtspunkte für Raubvögel. Mittlerweile haben wir schon gute Fortschritte gemacht und statt einem ganzen Waldstrich ist nur noch ein Zipfel übrig, der in die nun weithin überschaubare Fläche hineinragt. Zwischen ein paar liegenden Bäumen haben sich sogar schon die Koniks und einige Galloways umgesehen. Erfolg!

Da wir diesen Monat die kürzesten Tage des Jahres hatten geschah es nicht selten, dass sich gegen Arbeitsende ein wunderschöner Voll-/Mond beim Aufgehen beobachten ließ, während die Sonne noch nicht ganz untergegangen war. Im Anhang seht ihr einige Eindrücke :) Außerdem hatten wir hier zum ersten Mal richtig Schnee und Frost und an der Westseite der Birk war sogar die Ostsee in Teilen zugefroren. Für mich Süddeutschland-Mensch eine tolle Erfahrung, wenngleich mir gesagt wurde, dass das auch hier im Norden zumindest an der Küste eine Rarität ist. Durch den ganzen Schnee hatten wir schon die Hoffnung auf weiße Weihnachten, die sich am Ende zwar nicht erfüllte, aber immerhin konnten wir den Ausflug in den Nutztierpark Arche Wader im Rahmen der Abteilungsweihnachtsfeier bei schönstem Winterwetter mit dicken Schneeflocken genießen. An Kühen, Schafen und Eseln vorbei zu spazieren und am Ende vor einem reich gedeckten Buffet-Tisch neben einem beschneiten, leuchtenden Weihnachtsbaum vor einer Holzhütte zu stehen war fast schon kitschig weihnachtlich, aber wir haben es genossen.

Der Schnee brachte allerdings nicht nur Gutes mit sich. Die Straße unseres Dorfes Falshöft war eine Woche lang ein breite Eisbahn, auf der man hätte Schlittschuh laufen können. In dieser Woche hatte ich mit Marion, die den Wald- und Naturkindergarten betreut vereinbart vorbeizukommen, um mit den Kindern Weihnachtsgestecke zu basteln. Als Material dafür hatte ich am Tag zuvor mit der Kettensäge dicke Baumscheiben aus einem Birkenstamm gesägt und wollte diese in einem großen Eimer mit dem Fahrrad zum Bauwagen des Kindergartens transportieren. Alles hätte nach Plan laufen können, wäre die Straße nicht so außergewöhnlich…fahrradfreundlich gewesen. Mit knapp über Schrittgeschwindigkeit, um nicht auszurutschen, arbeitete ich mich die Straße entlang, während der Eimer mit den Holzscheiben bei der kleinsten Lenkerbewegung wild herumschlenkerte und ich war nicht einmal bis zum Ortsausgang von Falshöft gekommen, als es kam wie es unweigerlich kommen musste und ich dem Boden mitsamt Holzscheiben einen Besuch abstattete. Danach wurde erstmal geschoben… Irgendwann bin ich trotzdem angekommen und durfte erst einmal niedlichen Kindern beim Poporutschen zuschauen bevor wir tatkräftig mit dem Basteln begannen. Falls jemand jetzt schon Inspiration fürs nächste Jahr sucht, hier eine Kurzanleitung für ein einfaches, hübsches Weihnachtsgesteck:

1) Einen gutes Stück Ton oder Bastelmasse auf einer Holzscheibe (unsere hatten ca. 10-15cm Durchmesser und 5cm Dicke) bis zum Rand verteilen.

2) Eine große Kerze oder ein Teelicht mittig in die Masse drücken.

3) Tannengrün Zweige so in die Masse stecken, dass sie flach seitlich abstehen. Etwas Platz rund um die Kerze lassen.

4) Alles, was nach Tannenzapfen, Bucheckern und Sternchen aussieht oder glitzert auf die letzten freien Stellen um die Kerze in die Masse stecken.

Voila!

Außerdem empfiehlt es sich im Anschluss für maximal gute Laune kleine Kinder auf Poporutschern zwischen den Beinen hindurchsausen zu lassen. Ein Riesenspaß.

 Was bei mir diesen Monat fast ebenso viel Zeit in Anspruch nahm, wie die Arbeit in der neuen Plantage während der Dienstzeit, war die Produktion von Weihnachtsgeschenken nach Dienstschluss. Wenn man schon eine ganze Werkhalle voller Werkzeug zur Verfügung hat, muss man die natürlich auch ausnutzen. Die Stunden nach der Arbeit bestanden also aus dem Schneiden dünner Holzscheiben, Abschleifen, Bemalen, Lesezeichen fabrizieren und in Nachtschichten auf meinem Sofa den Text für ein Hörbuch für die Jungs verfassen, den ich gerade so fertig bekam, dass Paula und ich ihn gemeinsam einsprechen und sie das Eingesprochene noch schneiden und Soundeffekte einfügen konnte. Am Ende war es fast 50 Minuten lang, für die ich in Anbetracht der Reaktionen, als wir es den Jungs vorspielten, meinen Schlaf aber gern geopfert habe ;) Auf die Idee gebracht hatte uns das Hörbuch eines Vorgängerjahrgangs, über das wir uns während einer Autofahrt köstlich amüsiert hatten >.<

Eine kleine Premiere gab es diesen Monat auch. Eines verschneiten Wochenendes fuhr Gerhard Herchet vom NABU spontan auf die Birk, um eine Vogelzählung durchzuführen und ich konnte ihn das erste Mal begleiten. Neben einigen üblichen Verdächtigen, wie Silber- und Lachmöwe, Stockenten und Kormoranen, konnten wir sogar einen einzelnen Brachvogel und einen Goldregenpfeifer beobachten. Niedlich!

Am Ende des Monats standen zu guter Letzt noch diverse Feierlichkeiten an: Neben der Abteilungsweihnachtsfeier im Tierpark Arche Wader fand auch noch eine Weihnachtsfeier aller Integrierten Stationen statt, bei der während eines Frühstücks vor allem Informationen über die momentane Arbeit und deren Fortschritte ausgetauscht wurden. Außerdem hatten wir als FÖJ-Seminargruppe eine Weihnachtsfeier geplant, die bei tollstem Schnee auf dem Naturerlebnishof Helle stattfand. Dieser ist Einsatzstelle zweier unserer Seminargruppenmitglieder, die uns als es dunkel wurde mit zur abendlichen Tiere-ins-Bett-bring Runde nahmen. Im Anschluss wärmten wir uns in der mit Lichterketten behängten Scheune am Ofen auf und starteten einen zweiten Überfall auf das gemeinsam zusammengetragene Buffet. Über Weihnachten fuhren Paula und ich beide nach Hause und ich konnte ein paar schöne Tage mit Freunden und Familie verbringen. Bereits am 28. ging es allerdings wieder zurück, da die Jungs und ich für Paulas Geburtstag einen Brunch vorbereiten wollten. Am 29. saßen wir also in versammelter Mannschaft in der Station vor einem beladenen Frühstückstisch und schnabulierten, sodass am Ende gerade noch Platz für den Schokokuchen war, den ich am Abend zuvor kredenzt hatte. Damit nicht genug der Feierlichkeiten. Am 31. waren wir bei einer Nachbarin aus dem Dorf zu Silvester eingeladen und verbrachten einen schönen Abend, zu dem auch eine nette Pizzaherrschaft eingeladen war. An dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür, dass wir hier so eine tolle Dorfgemeinschaft und super Kollegen haben :D

Das war es schon wieder mit einem neuen Monat und wir sind schon fast bei der Hälfte unseres FÖJ angekommen. Als nächstes steht das Schreiben eines Zwischenberichts auf dem Plan und von Seminargruppen-Merch über das nächste Sprechertreffen und den Landesaktionstag gibt es viel zu organisieren. Wir hören bald wieder voneinander, bis dahin: Frohes Neues!