Januar

Halbzeit! Schon ist mit Ende Januar auch die Hälfte unseres FÖJ erreicht. Mensch geht das schnell. Ich erinnere mich noch als wäre es letzte Woche gewesen, an den 28. Juli 2022 als ich hier an der Birk angekommen bin und alles neu war, ich Üwi und Steffi das erste mal gesehen habe und wir mit Helena und Delphine das erste Mal eine Rundfahrt um die Birk machten. Damals war das Gebiet, dass jetzt so vertraut ist noch irgendein Wanderweg, den wir entlangfuhren mit wunderschöner aber unbekannter Aussicht rechts und links und ich stellte mir die vielen Stunden vor, die wir auf diesen Wegen verbringen sollten, bis auch auf uns an allen Ecken Erinnerungen warten würden. So sehr es sich auch anfühlt, als würde die Zeit, die noch verbleibt nur kurz sein (immerhin werden schon Pläne für die Bewerbungsgespräche geschmiedet) so ist es beruhigend zu wissen, dass diese Zeit noch einmal genau so lang ist wie die, die wir bisher hier verbracht haben.

Mit dem neuen Jahr sehen auch viele größere Projekte an. Zu Beginn des Monats setzen wir die schon im letzten Blogeintrag beschriebenen Fällarbeiten in der neuen Plantage fort und kamen weitaus schneller voran als zuvor, da wir die Bäume nur noch fällen und sie nichtmehr zu Brennholz zersägen mussten wie im letzten Monat. Mit neugierigen Wildpferden als Zuschauer warfen wir einen Baum nach dem anderen um, und zogen sie anschließend mit der Seilwinde des Treckers in eine Häcksler-verträgliche Reihe. Die Gegend ist nun weithin frei von hohen Bäumen und das einzige was noch fehlt ist besagter Häcksler, der die gefällten Bäume von der Fläche verschwinden lässt. Einige Weiden, die auf der Fläche wuchern, sollen auch noch verschwinden, aber da nun erstmal viel Mähen angesagt ist, bevor die Brutsaison startet wird das vielleicht ein Projekt des nächsten FÖJ Jahrgangs sein. Hallo an dieser Stelle an die zukünftigen FÖJler, die das vielleicht lesen, auch wenn wir noch keinen Schimmer davon haben, wer ihr sein werdet :)

Ein weiteres Projekt welches im Januar Fahrt aufnahm ist jenes um die Befestigung der Möweninsel in der Schlei bei Schleswig. Die Schlei ist ein Meeresarm der Ostsee, in dem Brackwasser fließt, was bedeutet, dass das Wasser eine Mischung aus Salz- und Süßwasser ist. Im Blogeintrag von August habt ihr bereits gehört, wie wir einen Botaniker auf die Insel brachten, der die Pflanzen dort kartierte und sich ein Bild des Zustandes der Insel machte. Zwischen einigen Vegetationsbüscheln und kleineren Bäumchen gab es viel nackte Erde, was nicht zuletzt auf die Mengen an Vögeln zurückzuführen ist, die über das Jahr verteilt die Insel als Rastplatz nutzen und dort ihr Geschäft hinterlassen. Besonders Kormorankacke ist ätzend und tötet die Pflanzen ab, sodass die kahlen Flecken zustande kommen. Außerdem wird die Insel stetig von der Schlei abgetragen und verschwindet ohne Gegenmaßnamen irgendwann ganz von der Bildfläche. Da die vielen Vogelpaare (vor allem Möwen), die bis vor einigen Jahren noch auf der Insel gebrütet hatten, durch den Abbruch und die leidende Vegetation verschwunden sind soll die Insel wiederbelebt werden. Nun, einige Monate, Gutachten und Ideen später steht ein Plan zur Befestigung fest, den wir als Integrierte Station Geltinger Birk durchführen werden. Die Maßnahmen zur Befestigung starteten jedoch nicht in der Schlei sondern in Wrist, etwa zwei Stunden Autofahrt von der Geltinger Birk entfernt…

Eines schicksalhaften Morgens ging ein Anruf aus Wrist in der Station ein und erreichte Tommi, der gerade in seinem Büro saß und versuchte Material für die Faschinen aufzutreiben, die wir für die Befestigung anfertigen sollten. Faschinen sind ca. 2m lange Bündel aus kahlen Nadelbaumresten, die mit Draht zusammengezurrt werden, um das Material zu komprimieren und transporttüchtig zu machen. Am Rand der Möweninsel werden diese Faschinen dann übereinander zwischen Pfähle gequetscht und fixiert, sodass sie das abgetragene Material auffangen. Die Möweninsel ist zwar nicht gerade riesig und man kann sie zu Fuß in 5 Minuten umrunden, aber für die 40m3 an Faschinen, die wir dafür binden sollen wird doch eine Menge an Material benötigt. Wo soll man das denn herbekommen?! Der Anrufer stellte sich als Henning vor und erzählte, dass er vom Ministerium an uns verwiesen worden war. Wie der Zufall es wollte hatte er nämlich Massen an Nadelbaumresten übrig und wusste nicht wohin damit. Perfekt für uns! An vier aufeinanderfolgenden Tagen fuhren wir früh morgens los nach Wrist um dort Faschinen zu binden. Bereits um 7:30 Uhr starteten wir in der Station und kehrten erst 11, 12 Stunden später wieder zurück. Bei unserer Ankunft hieß Henning uns sehr lieb willkommen und packte beim Binden sogar selbst mit an. Am zweiten Tag brachte er uns Suppe und geschmierte Brote vorbei, an Tag drei stellten wir in der Mittagspause einen Feuerkorb auf seinem Werkhof auf und luden ihn zum Grillen ein und an Tag vier ging es nach getaner Arbeit auf Kaffee, Tee und Kekse zu Henning, Roomtour durch sein wunderschönes Spitzbogenhaus inklusive. Obwohl diese vier Tage so schön und ereignisreich waren fühlte es sich sehr gut an am anschließenden Wochenende die Füße hochzulegen ;) Einen Teil des Faschinenmaterials nahmen wir ungebunden mit und deponierten es auf dem Hofplatz unserer Werkhalle. Nun binden wir als Lückenfüller an zerstückelten Tagen mit vielen kleinen Aufgaben oder bei schlechtem Wetter fleißig weiter.

Auch erfreulich war, dass wir diesen Monat offiziell unsere Arbeitsjacken für den Winter bekamen, die uns die Pferdefuttermittelfirma Balios gesponsert hat. Aussuchen durften wir sie selbst und nachdem das Balios Logo vorne aufgedruckt worden war, brachte uns Stefan Marpert von Balios die Jacken vorbei. Im Zuge dessen besuchten wir gemeinsam die Pferde, was allerdings zunächst gar nicht so einfach war, da die Pferde beschlossen einmal quer über die Birk zu galoppieren bevor wir uns auch nur auf den Weg über die Fläche machen konnten. Zum Glück waren wir mit dem Bus unterwegs und konnten sie einholen, solange es noch hell war. Nachdem wir uns durch Matsch und neue Überschwemmungsflächen zu den Pferden durchgeschmatzt hatten entstanden ein paar schöne Fotos, die ihr unten sehen könnt. Besonders nach der Aktion mit den Faschinen, nach der unsere privaten Sachen vor getrocknetem Schlubber, der an den feuchten teils modrigen Nadelzweigen hing vor Dreck nur so starrten waren wir froh über die neuen Arbeitsjacken.

Ein weiteres großes Event im Januar war unsere dritte Seminarwoche, welche wir mit unserer lieben roten Seminargruppe im Tagungshaus Winterrade bei Borgwedel verbrachten. Für dieses Seminar hatten wir im Oktober die Themen Biodiversität und kulturelle Vielfalt gewählt und beschäftigten uns mit verschiedenen Ökosystemen, Artenvielfalt bzw. Artensterben und kochten uns jeden Tag durch ein anderes Land. Während einer Spannenden Exkursion ins Esprehmer Moor erzählten uns Chris von der Stiftung Naturschutz und die FÖJler der Stiftung, Jule und Ronja (die übrigens auch einen Blog betreiben: https://www.stiftungsland.de/mediathek/foej-blog/) einiges zur Entwicklung von Mooren, der Vegetation dort und Plänen zur Wiedervernässung. Da viele Menschen früher mit Torf heizten wurden ganze Moorgebiete entwässert, um den Torf ausstechen zu können. Dies ist insofern höchst problematisch, da Moore eine enorme Menge an z.B. CO2 speichern können. Weltweit machen Moore nur etwa 3% der Fläche aus, binden laut dem NABU aber dennoch ein Drittel des vorhandenen Kohlenstoffes, was weitaus mehr ist, als alle Wälder dieser Erde, die immerhin 30% der Erdoberfläche bedecken, zusammen speichern. Durch das Trockenlegen von Mooren gelangt Sauerstoff an die Speicherschichten und der Kohlenstoff wird als das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Da die gespeicherten Mengen so riesig sind hat dies gravierende Auswirkungen auf das Klima und nach der Führung war uns viel bewusster was „Moor muss nass!“ eigentlich alles bedeutet.

Neben all dem Input hatten wir auch Zeit für freizeitliche Aktionen als Seminargruppe und waren fleißig am Bernsteinschleifen, veranstalteten der beim letzten Seminar entstandenen Tradition folgend zwei weitere Bibi und Tina Filmabende, versammelten uns zu Spielerunden und buken Stockbrot am Lagerfeuer. Am Ende des Seminars war zwar ein leichter Schlafmangel der meisten Beteiligten zu verzeichnen, aber wie schon die letzten Male war es die Woche auf jeden Fall wert! :)

Das war es also zu unserem Halbjahresmonat. Vor uns liegt eine sehr intensive Zeit mit viel viel viel Mähen, um rechtzeitig vor der Brutsaison fertig zu werden und Tagen, die die normale Arbeitszeit bei Weitem überschreiten. Das kann ich schon berichten, da ich diesen Bericht größtenteils auf langen Autofahrten zum oder vom Mähen geschrieben habe.

Ich hoffe, der erste Monat des neuen Jahres ist für euch alle gut gelaufen und wir hören uns bald wieder im nächsten Blogeintrag. Bis dann!