April

Und schon ist ein weiterer Monat herum, ohmann, wie die Zeit dahinfliegt. Bei mir löst es mittlerweile ziemliche Bauchschmerzen aus an das Ende unseres FÖJ zu denken. Die Menschen hier sind mit so sehr ans Herz gewachsen, dass ich mir gar nicht vorstellen möchte wie es sein wird, wenn ich sie plötzlich nichtmehr jedem Tag sehen, mit ihnen sprechen und lachen kann und so viel räumliche Distanz zwischen uns ist, dass man nicht mal eben schnell vorbeischauen kann. Denn nach Baden-Württemberg, wohin ich nach dem FÖJ erst einmal zurückkehre ist es doch eine ziemliche Strecke und in nicht all zu ferner Zukunft verschlägt es mich noch weiter weg auf die andere Seite der Welt, aber dazu ein andermal mehr. Der April hat nicht wie erwartet noch mehr verrücktes Wetter gebracht, sondern endgültig den Frühling eingeläutet. Mit immer mehr sonnigen Tagen und frühlingshaften Regengüssen statt Schnee und Hagel kehrte auch das Leben in die Birk zurück. An den Bäumen hat sich das erste zarte Grün mittlerweile zu richtigen Blättern entfaltet und auf den Wiesen haben blühender Löwenzahn, Scharbockskraut und gelbe stängellose Schlüsselblumen die Krokusse und Schneeglöckchen abgelöst. Immer mehr Tiere bevölkern die Birk, allen voran die Vögel, die man mittlerweile aus allen Ecken zwitschern und quaken hört. Da im April offiziell die Brutsaison beginnt waren wir zu Beginn des Monats damit beschäftigt sogenannte „Better Bird-Zäune“ auf der Birk aufzubauen. Die Better Bird-Zäune sind Prädatorenzäune, die Fuchs, Marderhund und Co davon abhalten sollen, die Gelege von Bodenbrütern allen voran die er Küstenseeschwalben auszurauben. Leider hat sich auf der Birk eine recht solide Marderhund Population etabliert und da die Stiftung Naturschutz als Eigentümer der Flächen die Jagd hier Momentan untersagt, kann diese Population auch nicht durch gezielte Bejagung reguliert werden. (Und keine nächtlichen Jagdausflüge mehr für uns. :(  Die Zäune sind mit einem Solarbetriebenen Weidezaungerät verbunden und stehen unter Strom um die Prädatoren davon abzuhalten die Zäune zu zerstören oder sich darunter hindurch zu graben. Bei schönstem Sonnenwetter konnten wir die Zäune aufstellen und man munkelt, dass dabei jemand über Zaunmaterial stolperte und der länge nach in das Matschwasser am Zaun fiel. – Natürlich nur um sich abzukühlen! Beim Zaunbau hatten Üwi, Steffi, Paula und ich tatkräftige Unterstützung durch Paulas Bruder Emil, der uns eine Woche lang in der WG Gesellschaft leistete (und der, während ich nun im Mai auf der Birk sitze und diesen Blogeintrag schreibe, bereits wieder hier ist ;).

Mit dem April begann auch die Saison in der Ausstellung, die wir ein/zwei mal die Woche in der Station betreuen und über Ostern fluteten die Leute regelrecht herein. Kein guter Vorgeschmack auf das was folgen sollte, denn seitdem ist an den meisten Tagen Besucherflaute und die Touristen tröpfeln eher vereinzelt bei uns vorbei.

Apropos Tröpfeln: Im April standen für uns die Segelseminare an und Paula und ich verbrachten beide jeweils eine Woche auf der „Lovis“, einem Traditionssegelschiff, auf dem wir eine Woche lang wohnten und segelten. Den Anfang machte ich in der zweiten Aprilwoche und „tröpfeln“ ist eigentlich ziemlich untertrieben, um das Wetter zu beschreiben. Den größten Teil der ersten Tage hatten wir starken Dauerregen und hissten die Segel mit spritzenden Tauen und rutschenden Stiefeln auf einem durchnässten Deck bei ordentlich Seegang. Aber definitiv die Erfahrung wert!! :) Obwohl wir als erster der sechs FÖJ Segeltörns so viel Regen abbekamen hatten wir auch einige nicht ganz so feuchte Stunden und konnten uns an einem sonnigen Spaziergang im Blütenregen über die kleine dänischen Insel Lyø, ein paar warme Stunden an Deck zum trocknen und einen doppelten Regenbogen mit Schweinswalen über der Ostsee freuen. Ein wahres Träumchen. Außer nach Lyø  trug uns der Wind zu zwei verschiedenen Häfen auf Aerø (Søby und Ærøskøbing) und zur Insel Avernakø, wo wir jedoch feststellen mussten, dass der Wasserstand im Hafen gesunken war und wir mit unseren 2,50m Tiefgang nicht in das 2,50m tiefe Hafenbecken passten. Stattdessen landeten wir in der Stadt Faarborg, die ich nach einer kleinen Erkundungstour sehr zum Bummeln empfehlen kann :) Von dort aus brachen wir am nächsten Morgen bereits um 6:30 Uhr auf und hissten in der nebligen Morgenluft leicht übermüdet und ohne Frühstück unterzuckert die Segel, um es bis zum Mittag nach Kappeln zurück zu schaffen. Umso gieriger machten wir uns danach über das seefeste Frühstücksbuffet auf dem Boden her, bevor wir wischten, schrubbten und räumten was das Zeug hielt, um das Schiff für den nächsten Törn vorzubereiten. Nach einer Woche mit ständigem Schaukeln, frischem Seewind und Wasser von oben und unten fühlte es sich seltsam an endgültig von Bord zu gehen und an Land zu kommen. Dort schaukelte der Boden erst einmal noch mehr als auf dem Schiff und am liebsten wäre ich gleich zu einer zweiten Runde aufgebrochen. Als dann jedoch Üwi und Paula am Hafen um die Ecke kamen war ich so glücklich sie wieder zusehen, dass das schnell vergessen war und erfreulicherweise bot sich in schon bald die nächste Möglichkeit auf dem Wasser zu sein… Während Paula nun ihrerseits einen tollen Segeltörn genießen konnte ließen Üwi, Tommi und ich Üwis Boot zu Wasser, fuhren nach Feierabend gemeinsam mit knusprigen Brötchen, Eis und Kaffee im Sonnenuntergang von Falshöft aus über eine Spiegelglatte, perlmuttfarbene Ostsee zu Üwis Hafenplatz und genossen unterwegs die Stille auf dem Meer und den Anblick eines Schweinswals, der in der Ferne auftauchte. Freunde, so lässt es sich leben. Wir sind ganz vom Leben hier vereinnahmt und wissen jede Sekunde, die uns mit den einzigartigen wundervollen Menschen hier bleibt mehr als zu schätzen. Davon wie sehr wir uns in die Umgebung verliebt habe brauche ich gar nicht erst anzufangen, darüber könnte ich auch Stunden schreiben. Allein die Birk…

Aber hier soll natürlich auch noch etwas von unserer Arbeit kommen ;) In April verschlug es uns erneut an die Schleimündung, wo wir diesmal nicht wie im letzten Monat Brutflöße bauten, sondern einen Fuchszaun ausbesserten und teilweise neu aufstellten, der bei einem Sturm beschädigt worden war. Gerade habe ich gesehen, dass Philly, Killi und Finnski vor einem Jahr die gleiche Aufgabe hatten, wie im April Eintrag von 2022 zu lesen ist ;) Seitdem hatten sich dicke Algenknäule unten im Zaun verfangen, was dazu führte, dass die Ostsee sich mit deutlich größerer Angriffsfläche am Drahtgeflecht zu schaffen macht und wir bereits im Winter meterlange Teile abgerissenen Zaunes bergen mussten. Nun, da die Stürme nachlassen und die Vögel auch an der Schleimündung wieder mit dem Brüten beginnen brauchen sie erneut Schutz vor den Nesträubern und wir rückten mit Pfählen, Zaunmaterial und Meeresstaubauger (alias Spüllanze) an, um dem Genüge zu tun. Im Zuge dessen wurde gemeinsam mit den Freiwilligen von der Schleimündung ein breiter Krater im Strand fabriziert, als wir ein schmales tiefes Loch für einen der Zaunpfosten graben wollten, dabei aber auf eine dicke Platte einbetonierter Steine steißen, die natürlich genau in Richtung des Zaunverlaufes liegen musste. Mit viel „Leeeeute, was soll DAS denn?!“ und „Wie groß ist das Teil denn noch??!?“ gelang es uns den Brocken aus dem Sand zu hebeln und aus dem Krater zu schleifen, sodass der Zaunpfahl seinen Platz doch noch einnehmen konnte. Er steht wie eine Eins :) Während wir uns mit vergrabenen Betonplatten herumschlugen machte Üwi sich daran die Pfähle, die bis in die Ostsee ragen sollten mit der Spüllanze in den Meeresboden einzuspülen und sah mit dem langen Rohr, ähnlich dem eines Staubsaugers, aus als wäre er einem Ghostbuster Film entsprungen.

Im letzten Blogeintrag konntet ihr einiges über das Hundekotbeutel-Problem hier auf der Birk lesen und in dieser Hinsicht gibt es leider nur teilweise Positives zu berichten. Während an einem Flyerkasten große Eigeninitiative gezeigt wurde, indem Spaziergänger selbstständig die Kotbeutel wegräumten und ein Schild aufstellen, welches besagte Kotbeutel hinterlassende Hundebesitzer davon abhalten sollte die Flyerkästen und deren Umgebung vollzumüllen, konnten diese es nicht unterlassen bis dato saubere Flyerkästen vollzustopfen sowie das Schild abzureißen und ins Gebüsch zu werfen :) Uns bleibt nichts anderes übrig als unseren Plan aus dem letzten Eintrag zu verfolgen und weiterhin auf die Vernunft der Leute zu hoffen. Hängt euren Kotbeutel doch einfach an die Hundeleine, dann müsst ihr ihn nicht in der Tasche haben und Anleinpflicht gilt im gesamten Stiftungsgebiet Geltinger Birk sowieso.

Puh, nun lieber etwas was das Gemüt aufhellt: Ende April startete für uns das erste Mal die Umwelt-AG, die wir für eine Schülergruppe der Grundschule Gelting leiten. Bis zu den Sommerferien findet die AG nun alle zwei Wochen statt und es geht darum den Kindern möglichst viel Natur zu vermitteln. Was ein Glück, dass wir hier so atemberaubend schöne Natur vor der Tür haben ;) Für unser erstes Treffen sahen wir uns Materialien, die am Strand herumlagen genauer an und errichteten damit am Ende kleine Kunstwerke. Ursprünglich wollten wir ganz klassisch erst einmal den Wildpferden einen Besuch abstatten, da gerade jedoch die Zeit der Rosse war, die Pferde ziemlich gaga durcheinander rannten und zeitweise die ganze Herde in Aufruhr war verschoben wir das auf einen ruhigeren Termin. Bei den Koniks ist gerade nicht nur Paarungszeit, sondern auch Fellwechsel angesagt und das zottelige Winterfell weicht einem schicken glänzenden Sommerkleid, während sich auch die letzten Disteln, die die Pferde sich im Herbst eingefangen hatten aus Mähne und Schweif verabschiedeten und mittlerweile laufen richtige Hochglanzponys über die Birk.

Außerdem begannen im April die Vorbereitungen für den Naturerlebnistag, der am 14. Mai bei strahlendem Sonnenschein hier in Falshöft stattfand und der Grund ist, weshalb dieser Blogeintrag erst so spät kommt. Aber davon werdet ihr im Mai Blogeintrag noch einiges hören :) Nur so viel: Es war ein voller Erfolg!

Neben den dienstlichen Ereignissen gab es diesen Monat auch einiges, das sich im Privaten abgespielt hat: Ein Frühlingsfest wurde gefeiert, auf einen Heißluftfriteusenabend in der Station folgte eine lang ersehnte große Sause im Strandrestaurant Habernis, gemeinsam mit Steffi ging es zum Wikingermarkt in Haithabu und neben einem Crashkurs zum Apfelbäume veredeln war eine Fossilien- und Steineführung am Habernisser Strand zu genießen. Oh…und von irgendwoher flog uns ein Klavier zu, dass sich sehr gut im Gemeindesaal unter unserer Wohnung macht und mir, als seit Beginn des FÖJ klavierlose Klavierspielerin, große Freude bereitet ;)

So ereignisreich wie der April aufgehört hat geht es im Mai weiter. Es gab sehr viel zu organisieren und noch mehr Besuch, davon aber nächsten Monat mehr :) Für dieses Mal verabschiede ich mich und hoffe, dass ihr das gute Wetter ebenso genießen könnt wie wir auf der Birk. Viele Grüße!