Februar

Man weiß nie, was man bekommt. Auf einmal ist der Januar vorbei und der Februar bereits in vollem Gange und hier schreibt wieder Anna  Wie soll ich sagen, es war mal wieder ein Monat, der sehr von der Möweninsel geprägt wurde. An manchen, wenigen, Tagen waren wir nicht dort, dann begaben wir uns zwei Mal in die Tannenbaum-Plantage von Stationsleiter Nils, nahmen an höchst interessanten online-Fortbildungen teil, beschäftigten uns mit Krimskrams in Gammeldamm und begutachteten mehrmals die Baustelle am Deichdurchbruch. Kurz ( und etwas überspitzt ) gesagt; entweder Möweninsel oder Feierabend um 12 Uhr. Für Abwechslung sorgten unter anderem zwei Einfang-Aktionen von Bunde Wischen, sowie die Teilnahme bei einer abendlichen Jagd in der Birk. Bevor ich mich unserer Lieblingsinsel auf der Schlei widme, möchte ich die Aufmerksamkeit gerne auf den 2. Februar lenken. Dort begann der Februar nämlich mit einer Eistorte von Bäcker Hecker. Die Sorte Himbeere-Krokant wurde sorgfältig ausgewählt und bewährte sich, auch wenn es etwas mehr Krokant hätte sein können. Souverän und lösungsorientiert besserten wir die Torte mit Krokant-Vorräten aus unserer WG aus. Leider bestand der Februar nicht nur aus Eistorte-Essen.
Am ersten Mittwoch im Februar ging es mit Wathosen und Werkzeug auf die Möweninsel, wo wir nun die letzten Buschkästen vernähen sollten. Nach zwei Monaten fühlte es sich fast an, wie ein seltsamer Fiebertraum, wieder knietief im Schlamm der Insel zu stehen. Eine Gruppe machte sich also mit Hammer, Krampen, Draht und Nadel an die Buschkästen, während die andere Gruppe das Tannengrün mit dem Floß auf die Insel beförderte. Tommi kündigte uns dazu einen Tag voller Sonnenschein an, der dann aber doch noch von einem plötzlichen Schnee- und Hagelsturm unterbrochen wurde. Da der Wohnwagen diesmal nicht mit auf die Insel kam, konnten wir uns nicht unterstellen und so harrten wir einige Minuten aus, den Rücken dem Wind zugewandt. Bis auf diesen kurzen Schneesturm hatten wir Glück mit dem Wetter. So gewöhnten wir uns schnell wieder an das Draht-Spannen und Krampen-Einschlagen. Besonders effektiv wurden wir am zweiten Tag. Dort vernähten wird von beiden Seiten des Buschkastens her. Steffi und Kiwi setzen das Werk von Tag davor fort, während Lilli und Julia ihnen von der anderen Seite entgegen kamen. Parallel fuhr ich mit Tommi und Üwi das Tannengrün auf die Insel, welches sich vorher am Rand der Königswiesen gestapelt hatte. Üwi und Tommi stopften dann die Zweige in die Kästen und ich war damit beschäftigt, sie vom Floß herunter zu zerren ( die Zweige des Tannengrüns natürlich, nicht etwa Tommi und Üwi ).
Begleitet wurden wir bei den Arbeiten von einem konstanten Husten-Geräusch, das uns hin und wieder Sorgen bereitete. Auf Nachfrage hieß es, der Appetit sei weg, der Kreislauf mache auch Probleme und Husten komme ja nur bei einem klimatischen Wechsel, aber ansonsten sei ja alles gut.
Na, wenn das so ist…. Zum Glück kamen wir recht zügig voran, sodass wir das Vernähen und Abladen des Tannengrüns innerhalb von zwei Tagen abgeschlossen hatten. Verbunden war dies mit einer Abfahrt an den Königswiesen um 18 Uhr… Dies toppte jegliche Wetten, die vorher abgeschlossen wurden. In der darauf folgenden Woche bekamen wir dann auf der Insel Unterstützung in Form des gelben Baggers! Tatsächlich der selbe, wie im November. Mit diesem Bagger sollte der Hang auf der West-Seite glatt-gemacht werden, denn als nächstes Projekt stand die Ausbreitung des Fleece an, um die Hänge zu stabilisieren und das Abrutschen der Erdschichten zu vermeiden. Dieses Fleece muss dafür dicht an der Erdoberfläche anliegen, weswegen wir den Hang mit Spaten und Harken bearbeiteten. Dabei mussten wir immer alle Augen und Ohren offen haben, um nicht von Tommi mit dem Baggerarm umgefegt zu werden. Zwischendurch standen wir auch mal nur rum und begutachteten die Möweninsel in ihrer Pracht und in unseren Köpfen kreiste mal leiser und mal lauter die Frage: wieso? Wie-so? Aber naja, niemand fragt warum. Der letzte Möweninsel-Tag kam dann im März, davon wird Julia noch berichten. Für mich ist an dieser Stelle endgültig Schluss mit Berichten über die schlammig-nassen Inseltage und ich widme mich den nicht so „inseligen“ Tagen des Februars. Diese starteten in Tommis Büro und oft mit den Worten: „Joa, heute keine Möweninsel, mal schauen was es sonst so zu tun gibt, vielleicht zu den Pferden und eventuell mal früher Feierabend.“ Entweder dieser Fall trat ein, oder wir begaben uns auf einen Spaziergang Richtung Deichdurchbruch. Am 1. Februar nutzten wir die Sonne und stiefelten als gesamte ISGB-Mannschaft zur Baustelle von Pinn und schauten nach dem Stand. Außerdem machten wir Abstecher seitlich ins Gebiet, um nach Bänken und Zaunteilen zu sehen. Kombiniert wurde der Spaziergang mit Skateboard-fahren- noch nicht freihändig, aber immerhin an nur einer Hand. Einen anderen Tag nutzten wir für die Reparatur des Schweinswals in der Ausstellung, bzw. dessen Beleuchtung. Julia, Kiwi und Lilli nahmen die Verkleidungen auseinander und schließlich erstrahlte das Skelett wieder für die Besucher, die ab April wieder regelmäßig durch die Ausstellung stromern werden. Nach der Reparatur ging es, wie an einigen anderen Tagen, nach Gammeldamm mit einer ToDo-Liste von Lilli, die vorher mit den Jungs erstellt wurde. Sachen wurden gepackt, Wathosen geflickt, Spaten geschärft, Schrauben sortiert, Trecker abgefettet, Lampen gewechselt und der Bus für hohen Besuch gesaugt. Manchmal waren die Jungs dabei, manchmal nicht. An dieser Stelle gibt es nun einen Ortswechsel zur Tannenbaumplantage von Nils, die ja bereits am Anfang erwähnt wurde. Anfang Februar bekamen wir dort die Gelegenheit, wieder von unserem Motorsägenschein Gebrauch zu machen und so fällte jede von uns einen Baum, zerlegte diesen und durfte ihn sogar auch selber wegfahren. Üwi setzte sich zu uns in den Schlepper und gab uns genaue Anweisungen, wie wir diesen durch die Plantage manövrieren sollten, ohne dabei sämtliche Bäume umzulegen. All diese Aktionen wurden von einem stolzen Steffi eifrig auf etlichen Fotos dokumentiert. Auch an einem Regentag verschlug es uns in die Plantage. An diesem Tag verluden Lilli und Üwi das restliche Tannengrün auf den Strautmann-Anhänger, während Julia und Ich beschlossen, einen kleinen Spaziergang zu machen, um die Zeit zu überbrücken.
Die andere Hälfte des Tages verbrachten wir getrennt. Lilli und Julia arbeiteten eine weitere besagte ToDo-Liste in Gammeldamm ab, während Kiwi und Ich in der Station bei den Jungs blieben. Dort begleiteten wir Tommi und Üwi bei einer äußerst interessanten Fortbildung zu dem Programm „LibreOffice“. Wir wurden Zeuge von erschwerter Kommunikation auf dem Schriftweg, Barrierefreiheit und einem sehr großen finanziellen Schaden. Punkt. So, was war sonst noch? Zwei Einfang-Aktionen bei Bunde Wischen und ein Rübenmus-Essen im Schützenverein. Die erste Einfang-Aktion fand am 15.2. statt und beinhaltete das Herausnehmen einiger Hengste, um das Eingliedern der neuen Leithengste zu erleichtern. Die Aktion endete dann damit, dass Lilli und Julia mit Gilbert ins Gebiet zogen, um dort nach dem vermeintlich verschollenen Monas zu suchen, der dann am Ende zum Glück doch die ganze Zeit bei den anderen dabei war. In der Zeit düste ich mit dem Bus nach Schleswig, um die Jungs mit Tee, Kaffee und Bleistiften für die Archäologen zu unterstützen. Mit Steffi sahen wir Tommi und Üwi zu, wie sie den Hang begradigten und zischten dann um 15 Uhr wieder Richtung Station ab. Die zweite Aktion zum Einfangen war dann eine Woche später. Diese war die große Aktion, die jeder Jahrgang eigentlich zweimal mitmacht, einmal im Herbst und einmal im Frühling. Bei uns war dieser Ablauf durch die Flut-Ereignisse etwas durcheinander gekommen und so fand nun endlich unsere einzige große Einfang-Aktion statt. Bei dieser werden alle Koniks in die Fanganlage getrieben und dann einzeln angeschaut. Das „Anschauen“ beinhaltet hierbei verschiedene Schritte: Das Nummerieren mit einem sehr dicken Stift auf dem Pferde-Hintern, das Auslesen des Chips mit einem Lesegerät, das setzen von Chips bei den Fohlen und das Verabreichen von Wurmkuren. Jeder bekam eine Aufgabe, denn davon gab es genug. Außen am Treibegang standen Gilbert, Heinz und Björn, welche die Schieber betätigten und so die Koniks Stück für Stück durchlaufen ließen. Ich markierte jedes Pferd chronologisch mit den Nummern von 1 bis 44 und Julia war mit dem Chip-Lesegerät unterwegs, was bei manchen Kandidaten gar nicht so einfach war. Maria von der Stiftung notierte Namen, Nummer und Geschlecht auf einem Zettel und Lilli verabreichte manchen Koniks eine Wurmkur. Die neonfarbenen Reste davon sollten noch lange auf ihrer Jacke zu sehen sein. Anwesend waren noch zwei Ärzte aus Kappeln und natürlich war auch Gisela dabei, die unter anderem für die Pferdeführungen in der Saison zuständig ist. Gerd kam ebenfalls und auch Hanne durften nicht fehlen, er fuhr anschließend einige Stuten auf eine andere Weide, um das Decken in zu jungem Alter zu vermeiden. Abgeschlossen wurde die Aktion mit Würstchen und Brötchen bei den Scheunen, die Gisela für alle Helfenden besorgt hatte. Üwi stieß auch dazu, er hatte zuvor alles aus sicherer Entfernung vom Krötenweg aus beobachtet, wo er mit dem Schlepper und Sand den Weg ausbesserte. Den Abend verbrachten wir mit dem Verarbeiten von Roter Beete und Karotten, welche Hanne uns mitgebracht hatte ( Danke nochmal! ) Passend dazu ist das Rübenmus-Essen von Bunde Wischen, bei dem auch wir FÖJlerinnen als Sturmflut-Unterstützer eingeladen waren. Zum Nachtisch gab es Eis mit Kirschen und über den Abend verteilt einige Spezi für Julia. Die waren einfach immer so schnell weg, das merkte sie kaum! Thema Essen: im Februar veranstalteten die Ranger Lisa, Hauke und Stefan ( oder, Sitzfan ) endlich
ihr Einstands-Essen in Form eines Brunches, der im Gemeindesaal stattfand. Tommi konnte seinen Kopf nicht abschalten, Nina war auch da und wir entdeckten eine rutsch-feste Rührschüssel für uns, in der Nina sehr leckere Zimtschnecken mitgebracht hatte. Nach diesen recht abgehackten Absätzen rund ums Essen wende ich mich wieder dem Fließtext zu und berichte vom 16.2., einem Freitag, an dem Steffi, Julia und Ich in die Birk düsten, um dort Bauzäune aufzustellen und Schilder zu nicht begehbaren Wegen abzukleben. In der Zeit werkelte Lilli mit Üwi am Schlepper und kam dann ganz glücklich zu uns auf die Birk gefahren. An jenem Abend begleiteten Julia und Ich Lilli nach Lübeck, um dort in ihren Geburtstag hineinzufeiern. Es wurde ein gemütliches Wochenende mit Suppe, Gesellschaftsspielen und Kuchen, nachdem ich dann noch drei Tage in meiner Heimat Norderstedt verbrachte. Unseren letzten Arbeitstag im Februar verbrachten wir nachmittags in unserer Wohnung, um eine Room-Tour für die diesjährigen FÖJ-BewerberInnen zu drehen. Also hieß es vorher: Aufräumen, Putzen und Saugen. Aber eigentlich sieht unserer Wohnung natürlich immer so tipp-topp aus, damit das hier klargestellt wird. Mit dem Drehen wurden wir rechtzeitig fertig, denn um 19 Uhr stand Üwi mit vollem Auto vor der Station, um uns für die nächtliche Jagd einzusammeln, bei der wir dieses Mal auch dabei sein wollten. Also zogen wir uns warm an und verteilten uns dann zu den Jägern auf die Hochsitze. Es waren vier Stunden mit Nachtsicht-Ferngläsern, lauten Gänsen und Stöcken, die beim Drauftreten ungewollten Lärm erzeugen.

Tja, und kurz darauf ging es für uns dann eine ganze Woche nach Dänemark, die bis in den März reichte. Untergebracht hatten wir uns in einem schicken Häuschen, ganz in der Nähe von Hvide Sande und einen halben Kilometer vom Strand entfernt. Begleitet wurden wir von Lillis Hund Murphy, der uns eine Woche lang dabei zusah, wie wir Phase 10 spielten, Feuerlöscher für uns entdeckten oder an Exit-Spielen verzweifelten. Nach diesem überwiegend sonnigen Urlaub kommt in diesem Monat nichts arbeitsmäßiges mehr, weswegen ich mich nun noch ein paar weiteren Aspekten widme. Zum Beispiel begaben wir uns am zweiten Februar-Wochenende mit Ruck- und Schlafsäcken auf einen Trip nach Föhr, um dort FÖJlerin Juliane aus unserer Seminargruppe zu besuchen. Außerdem trafen wir dort auf die ehemalige Birk-FÖJlerin Leonie ( auch „Mutti“ genannt ), mit der wir „birden“ gingen, das heißt so viel wie Vögel-gucken. An einem freien Nachmittag bummelten wir durch Kappeln und entdeckten einen Second-Hand-Laden, denn was ist der beste Ort für a(A)rme? Genau, die Caritas. Des Weiteren begaben sich spontane Spritztouren auf dem Stations-Roller Johnny und Ausflüge in schimmlige, aber dennoch interessante Verkaufsräume von Bundeswehr-Kleidung. Tommi sperrte Üwi im Pick-Up ein und ein Hochzeitspaar veranstaltete ein romantisches Foto-shooting vor dem schönen Panorama des Möweninsel-Idylls. Nicht zu vergessen ist, trotz einer Warnung von Steffi, der Genuss eines wahren Film-Meisterwerkes am 1. Februar. Und damit schließe ich diesem Eintrag ab.

Es war ein seltsamer und zerstückelter Monat, es ist so wenig passiert, aber irgendwie doch ziemlich viel. Jeder Tag war eben wie eine Pralinenschachtel, es konnte uns alles erwarten. Von Feierabend um 11 Uhr bis Abfahrt Möweninsel um 18 Uhr war alles dabei. Mal hatten wir strahlenden Sonnenschein und der Frühling schien zum Greifen nah, und mal dachten wir es kommt der nächste Wintereinbruch- irgendwie was es trotz vieler schöner Momente chaotisch, nichts Greifbares, jedenfalls nicht für mich. Jetzt schaue ich den nächsten Monaten gespannt entgegen und freue mich auf die ersten Knospen und das frühlingshafte Zwitschern der Feldlerche.